Julius Guggenheimer war ein Fotograf, ein Lichtbildner. Seine eindrücklichsten Aufnahmen entstanden, wenn er das Licht ganz bewusst herausgearbeitet hat – wenn sich die Straße fast schon im Dunkel verliert und dann aus einem Fenster ein Lichtschein dringt oder wenn der Mond die Szene am Bach erhellt. Das Licht macht diese Szenen lebendig, es haucht der dunklen Nacht Leben ein. Julius Guggenheimer war ein Memminger Fotograf. Die Faszination mit der Schönheit seiner Heimatstadt spricht aus jedem seiner Bilder.
Über 70 Jahre lang hat niemand mehr die Aufnahmen gesehen, die Julius Guggenheimer zu Beginn der dreißiger Jahre in der Benediktinerabtei Ottobeuren gemacht hatte. Die Fotografien zeigen Mönche sowie franziskanische Ordensfrauen im Gebet und bei der Arbeit. Kaum jemand wusste noch, dass diese Aufnahmen überhaupt existierten. Zwar hatte Lorle Michaelis, die Tochter Guggenheimers in einem Gespräch einmal “seine Licht- und Schattenstudien im Kloster Ottobeuren” erwähnt, doch mussten sie als verloren gelten, wie so viele andere Dokumente und Kunstwerke dieser Zeit. Nach so vielen Jahren ist dies ein ganz außergewöhnlicher Fund. In ihrer Kunstfertigkeit gehen diese Studien des Klosterlebens weit über die Stadtansichten hinaus. Sie sind nicht mehr einzelnes Bild, sondern künstlerisches Projekt. Auch eröffnen sie interessante Fragen über die Beziehungen zwischen Menschen unterschiedlicher Religion. Die katholischen Mönche und Priester, wie auch die Nonnen, arbeiteten gemeinsam mit dem jüdischen Fotografen an diesen Bildern. Sie standen Modell und spielten auch unterschiedliche Rollen. Durch den Fund der Fotos im Nederlands Fotomuseum Rotterdam konnten auch im Archiv der Benediktinerabtei noch einige Negative von Guggenheimer identifiziert werden. |
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